Von der Angst dein Leben zu verfehlen – und wie du wieder dein Herz bewohnst

Spürst du auch manchmal so kleine Angst-Peaks, so kleine unberechenbare Angstmomente mitten im Alltag? In ihnen erschrickst dich vor dir selbst und deinem Leben, weil es sich oft noch gar nicht stimmig und passend für dich anfühlt. Und vielleicht fragst dich, ob das jemals anders wird.

Eine besondere Art von Fear of Missing Out (FOMO)

Könnte sein, du hast eine besondere Art von Fear of Missing Out. FOMO ist ja eigentlich so definiert, dass wir ständig auf Social Media unterwegs sind, um ja nichts zu verpassen. Sie bezieht sich eher auf das Grundbedürfnis dazuzugehören und mitzuspielen im Leben.

Die Angst, die ich meine, ist aber die Angst vor der Sinnlosigkeit, vor der Leere, vor der Unerfülltheit des eigenen Lebens. Sie bezieht sich auf das Bedürfnis nach Verbundenheit mit dem Großen Ganzen, nach Einssein. Danach, deinen Platz im großen Orchester der Welt zu finden.

Eigentlich geht es darum, hier nicht nur irgendwie mitspielen zu dürfen, sondern sinnvoll mitzuspielen.

Die drei Dinosaurier der Angst

Angst versetzt uns in Alarmbereitschaft und aktiviert unser Dinosauriergehirn, das weißt du sicher, wir vergessen es nur oft. Der erste Dinosaurier äußert sich im Alltag. Der fühlt sich wenn du Angst hast, als Kampf an. Irgendwie kämpft du dich durch jeden Tag und bist froh, wenn er vorbei ist. Der zweite Dinosaurier veranlasst dich zur Flucht. Flight passiert oft im schnellen Social-Media-Junk-Brainfood oder im stundenlangen Netflix schauen, mit dem du der Welt täglich ein paar Stunden entfliehen kannst. Oder auch darin, eine Weiterbildung nach der anderen zu buchen und damit ja vermeintlich an sich zu arbeiten, letztlich aber auch vor dem Umsetzen dessen, was du schon lang gelernt hast, zu fliehen.

Das ist übrigens eine interessante Form von Lebensflucht, die ich gerne in einer extra Folge unter die Lupe nehmen möchte. Oder du erlebst mit dem dritten Dinosaurier eine Art Taubheit im Freeze-Zustand. Du lässt alles brav über dich ergehen, „muss ja“, sagst du dir, „hilft ja nix“. Aber irgendwie hast du verlernt, dich besonders aufzuregen, aber auch dich zu begeistern. Das fühlt sich leidenschaftslos an, manchmal fühlst du dich vielleicht sogar wie ein Eisblock, erstarrt halt.

Wenn wir die Angst in diesen drei Facetten beibehalten und das tun wir übrigens auch, wenn wir sie bewusst wegdrücken, sie aber im Unterbewusstsein weiterwirkt,  – ja dann erleben wir einen stressbedingten Tunnelblick, der unsere Möglichkeiten der Lebensgestaltung einschränkt.

Letztlich fühlen wir uns in diesem gestressten Zustand immer mehr als Opfer eines Lebens, das es nicht gut mit uns meint. Wir erleiden oder erdulden unser Leben, aber wir haben keine Kraft und Ideen, es aktiv zu gestalten. Und so ein Leben fühlt sich wirklich nicht besonders lebenswert und auch nicht sinnvoll an.

Angst ist ein Hirngespinst

Aber wie kommen wir jetzt raus aus dieser Alltagsangst?

Mir hat folgender Vergleich geholfen zu verstehen, was da eigentlich passiert. Stell dir vor, du sitzt im Dunkeln. Dunkelheit ist ja nichts Greifbares, sie ist einfach die Abwesenheit von Licht. Und wenn du das Licht anschaltest, ist sie sofort spurlos verschwunden.

Genau wie die Dunkelheit ist die Angst auch eigentlich nichts Reales, auch wenn sie sich für uns sehr real anfühlt. Sie steuert ja sogar unseren Hormonhaushalt und darüber werden jede Menge Stresshormone ausgeschüttet. Letztlich ist die Angst aber ein Hirngespinst. Sie ist etwas, das wir für wahr halten, weil wir nichts anderes sehen. Sie ist die Abwesenheit von Liebe und allen ihren verschiedenen Ausprägungen.

Und nochmal. Lass diesen Zusammenhang in dein Hirn einsickern: Angst ist die Abwesenheit von Liebe, Gelassenheit und Entspannung. Angst aktiviert den Sympathicus und versetzt uns in Alarmbereitschaft. Gefühle von Liebe, Wohlwollen, Wertschätzung, Gelassenheit hingegen aktivieren unser parasympathisches System, das uns in einen anderen gechillten Lebensmodus führt.

Diese entspannte Haltung bräuchten wir, zuallererst um uns selbst wahrzunehmen und nicht bedroht unsere Sinne nach außen auf mögliche Gefahren zu richten. Wir bräuchten sie dringend, um zu spüren, was uns guttut, was uns begeistert und wo wir uns von der Welt berührt fühlen. Das wäre nämlich der Platz, wo wir uns engagieren könnten und damit persönlichen Sinn finden würden.

Wie du den Schalter umlegst: Von Angst zu Liebe

Nun fragst du dich sicher, wie das gehen kann mitten im Alltag vom Angst- in den Liebe-Modus umzuschalten? Das geht tatsächlich in jeder Sekunde möglich. Der Switch von Angst zu Liebe ist nur wenige Sekunden entfernt. Das ist doch eine richtig gute Nachricht, oder?

Und so kannst du es selbst ausprobieren. Ja, direkt jetzt. Wende deine Aufmerksamkeit deinem Herzraum zu: Spür erst den Atem in deiner Brust, dann dahinter deinen Herzschlag. Stell dir vor, wie sich dein Herzraum weitet und du auf Empfang stellst.

Angst verschließt, Liebe weitet.

Schau dich um, sicher findest du in Blickweite jemanden der lächelt oder einen schönen Gegenstand, auf den du dich kurz fokussieren kannst oder berühre etwas, das sich gut anfühlt oder rieche an etwas, das dich aufbaut. Lass die Schönheit in dein Herz oder die Freude. Diese beiden machen dein Herz weit.

Zweite Möglichkeit, du wendest dich nach innen und fragst dich, was jetzt gerade im Moment gut ist. Wofür du dankbar bist. Auch durch Dankbarkeit erfolgt der Switch. Dein Herz weitet sich. So ist dein Herz bereit zu empfangen. So baust du übrigens auch eine Direktleitung zu deiner Intuition.

Im Hier und Jetzt liegt die Lösung

Und das funktioniert nur, indem du ins Hier und Jetzt kommst. Angst spielt immer in der Zukunft, z.B. durch Hadern, mit dem was du getan oder nicht getan hast oder auf in der Vergangenheit z.B. in Form von Zukunftssorgen.

Liebe spürst du am bestem im gegenwärtigen Moment.

Stell dir dann anschließend vor, dein weites Herz beginnt, in die Welt zu strahlen oder du siehst innerlich, wie in deinem Herzraum eine Quelle der Liebe sprudelt, die gar nicht anders kann, als in die Welt zu fließen. Dann bist du im richtigen Modus.

Dann wird etwas von dir ganz natürlich und wie von selbst seinen Weg in die Welt finden. Und das hat etwas mit deinem inneren Kern zu tun, deinem Purpose, deiner Essenz, deinem inneren Genius.

Deinen Platz im Leben finden

Wenn du keine Angst hast, verkehrt zu sein, etwas falsch zu machen und damit dein Leben zu verfehlen, sondern, wenn du regelmäßig dein Herz spürst und weitest, dann wirst du deine einzigartige Art und Weise der Liebe in die Welt strahlen.

Vielleicht verbindest du Menschen, die sich kennenlernen sollten, vielleicht verschenkst du kleine Überraschungen, einfach, weil es dich selbst glücklich macht. Vielleicht schaffst du Ordnung und gute Strukturen, vielleicht motivierst du Menschen, etwas anzupacken.

Das passiert, wenn du dein Herz bewohnst. Dann weißt du, was im Alltag zu tun ist. Und die drei Dinosaurier in deinem Gehirn haben Pause. Sie können dann einschreiten, wenn du wirklich in Lebensgefahr bist. Aber das bist du ja nicht.

Die Welt ist kein gefährlicher Ort.

Und wenn du das nicht glaubst, probier gleich wieder zu üben. Denn, die Welt ist dein Zuhause, in dem du deinen Platz finden kannst. Mit Hilfe der Liebe traust du dich in sie hinaus.

Ich wünsche dir eine geniale Zeit.

Deine Martina